Historisches Emden

Historie Emden

Unter dem Schutz des ostfriesischen Grafen siedelten sich ab 1530 die ersten Juden in Emden an, einer Zeit noch anhaltender Judenverfolgung im Reich, bald darauf auch in Norden. Ab Anfang des 17. Jahrhunderts entwickelte sich die jüdische Gemeinde in Emden zur größten in ganz Nordwestdeutschland.

Die Möglichkeiten für Juden, sich in Ostfriesland niederzulassen, blieben allerdings eingeschränkt, weswegen Migration und Mobilität mit familiären Beziehungen in die Niederlande über Jahrhunderte hinweg bestimmend waren.

Nach der kurzen Periode der Judenemanzipation unter der holländisch-französischen Herrschaft vor 1813 mit rechtlicher Gleichstellung, Gewerbefreiheit und Freizügigkeit in der Wohnortwahl folgte während der ersten Phase der hannoverschen Staatszugehörigkeit die erneute Unterstellung der jüdischen Minderheit unter ein Sonderrecht. Doch erst mit der Reichsgründung 1871 fielen letzte Schranken der völligen Emanzipation der jüdischen Bevölkerung mit dem Wegfall der Benachteiligungen z.B. im Gewerberecht.

Beruflich engagierten sich jüdische Gewerbetreibende in Ostfriesland insbesondere als Viehhändler und Schlachter. Das erste größere Kaufhaus der Region wurde von den Gebrüdern Valk im Jahr 1909 in Emden in der Straße Zwischen beiden Sielen eröffnet.

Der Antisemitismus seit Ende des 19. Jahrhunderts lässt sich für Ostfriesland beispielhaft festmachen an zwei Extremen: einmal die judenfeindliche „Deutsche Insel“ Borkum und andererseits das judenfreundliche Nordseebad Norderney. Der Bäder-Antisemitismus ist nicht beschränkt gewesen auf Borkum, wird allerdings oft an erster Stelle genannt.

Seit der Machtübernahme waren die Nationalsozialisten in Ostfriesland besonders aktiv in der Verfolgung jüdischer Mitbürger. Während der Pogromnacht 1938 sind in den Städten von Norden bis Leer Synagogen zerstört worden, erhebliche Drangsalierungen, Gewalt und Mord zu konstatieren.

Die Ansiedlung der Juden im 16. Jahrhundert fand für Ostfriesland sein Ende im Oktober 1941 durch die Deportation der letzten 122 ostfriesischen Juden nach Litzmannstadt, die dort und in Kulmhof den Tod fanden.

Vereinzelt kehrten Juden nach 1945 nach Ostfriesland zurück. Eine Synagogengemeinde hat sich nicht wieder bilden können. Der Aufenthalt von 2300 jüdischen Holocaust-Überlebenden von der „Exodus“ in der Emder Kaserne auf dem Weg in den 1948 gegründeten Staat Israel blieb Episode. Nächstliegende jüdische Gemeinden finden sich in Oldenburg und Groningen.

Gero Conring