Grußwort Emden

Bis zu 100 Bürger*Innen aus Emden und Ostfriesland schreiben die
Namen von jüdischen Opfern der NS-Diktatur auf die neuen
Bodenplatten des Neuen Marktes. Sie setzen Zeichen gegen das
Vergessen im Herzen unserer Stadt und zitieren die Namen einstiger
jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger. Dieses Projekt steht in einer
Reihe weiterer Veranstaltungen in Emden vor dem Hintergrund von 1700
Jahren jüdischen Lebens in Deutschland.

Eine jüdische Weisheit besagt:
Das Vergessenwollen verlängert das Exil,
und das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung.

In Ostfriesland und in Emden wurden im Namen der
nationalsozialistischen Rassenidiologie Jüdinnen und Juden entrechtet,
marginalisiert, enteignet, verfolgt und ermordet. Die am 19. August 1836
durch den damaligen Landesrabbiner eingeweihte neue Synagoge
Emdens wurde in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 in Brand
gesetzt und zerstört.

Am 23. Oktober 1941 wurden schließlich die letzten 122 Bewohner des
Israelitischen Altenheims an der Claas-Tholen-Straße ins polnische Łódź
deportiert. Die Deportation bedeutete das Ende des etwa 400 Jahre in
Emden währenden jüdischen Lebens.

Um mit den Worten von Richard von Weizsäcker zu sprechen:
Unsere Generation ist nicht verantwortlich für das, was damals geschah.
Aber sie ist verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird.

In Zusammenarbeit mit der Frankfurter Künstlerin Margarete Rabow
organisiert die Max Windmüller Gesellschaft das Projekt ‚Schreiben
gegen das Vergessen‘. Über eintausend ostfriesische Jüdinnen und
Juden zählen zu den Todesopfern der nationalsozialistischen
Verfolgung, derer hier in besonderem Maße gedacht werden soll. In
dieser Kunst-Aktion werden ihre Namen auf den Neuen Markt
geschrieben. Die Schrift der benutzten Kreide wird früher oder später
verblassen, ein Dokumentarfilm des Projektes wird uns allen bleiben.

Ein besonderer Dank gilt den Teilnehmenden und insbesondere
Margarete Rabow und der Max Windmüller Gesellschaft, die sich große
Verdienste um die Gedenkkultur in unserer Stadt, aber auch um neue
zukunftsorientierte Partnerschaften erworben hat.

Wir danken Herrn Tim Kruithoff, Oberbürgermeister der Stadt Emden, für die Unterstützung als Schirmherr.